Vor ein paar
Tagen war eine junge Familie im Museum. Nachdem mein Job erledigt und sie für die Ausstellung ausgerüstet war fragte mich das kleine Mädchen: „Was hast du mit deinem Mund gemacht?“. Nachdem ich ihr das erklärt hatte wirkte sie
zufrieden. Als Sie sich umdrehten hörte ich ihre Mama sagen, dass das genauso etwas Besonderes wie ihr Feuermal
sei und jeder irgendwas Besonderes habe.
Ihr Feuermal ist
nicht groß aber man sieht es
sofort. Ich musste an meine eigene Kindheit denken und wie gemein Kinder sein können. Damals
habe ich gehofft, die Menschen würden mit dem Alter
empathischer, sensibler, würden mehr darüber nachdenken was ihre Worte bei anderen auslösen. Überraschung: Nö.
Mir wurde mal
mitten auf der Straße von einem wildfremden Menschen
gesagt ich solle mir ein anderes Gesicht kaufen. (Das geht, bei deinem Hirn seh
ich da leider weniger Chancen du Depp.) Als ich mich für eine Ausbildung bewarb hatten die 10
Filialleiter im Raum nicht die Eier mich zu fragen ob ich wohl mit Kritik und
doofen Kommentaren umgehen könne. Später haben sie dann ne halbe Stunde darüber diskutiert und wollten mich doch einstellen. (Nein,
danke für nichts.) Erst vor
kurzem schrie mir jemand über die halbe Straße ein: „Jo, wasn mit deiner Backe?“ entgegen. Das war fünf Minuten vor einem Vorstellungsgespräch.
Ich frag mich
immer wieder: Jo, was ist mit deinem Hirn?
Was ist das für eine Gesellschaft in der das offensichtliche
irgendwie „anders“-sein sofort als Schwäche ausgelegt und als Angriffspunkt genutzt wird. Ich
will gar nicht wissen wie mich irgendwelche fremden Menschen finden. Nach fast
23 Jahren und unzähligen dummen Kommentaren
ist es mir schlicht (meistens) scheißegal.
Ich mag mich.
Wenn ich mich im
Spiegel seh, mag ich mich. Gott, das hat lange gedauert. Aber das bin ich und
entweder ich nehme mich so und leb mein Leben oder ich frag mich jeden Tag wenn
ich das Haus verlasse was wohl gerade die anderen Leute denken. Ich finde ja für einen Menschen denken anstrengend genug. Also
denke ich die meiste Zeit nur für mich und laufe nicht
nur mit dem Gedanken „Oooooooho, die Backe“ durch die Welt. [Lustige Geschichte am Rande:
Beim Zahnarzt Notdienst dachten sie mal ich wäre ein ganz schlimmer Fall. Hat ein bisschen
gedauert bis ich kapiert habe was sie so in Panik versetzte.]
Der „ist mir egal“ Gipfel war schwer zu erklimmen, manchmal fällt man ein bisschen und muss wieder aufsteigen
aber es lohnt sich. Menschen werden immer irgendetwas an dir zu kritisieren
finden also scheiß drauf. Sie suchen, sie
finden. So lange du dich magst wird dich das nicht umhauen. Aber wie die Mama
aus dem Museum so schön sagte: jeder hat etwas
Besonderes. Die meisten können das ein bisschen länger verstecken als ich aber so ein eingebauter
Deppenfilter ist auch nicht schlecht.
Manchmal sind
die, die von außen perfekt wirken die
mit den wirklichen Problemen.
Manchmal sind
die, die dir wie ein Mängelexemplar aussehen
die coolen Kids.
Mein Opa sitzt im
Rollstuhl, meine Tante hat Down-Syndrom, mein Cousin kann mit 19 nicht einmal
alleine essen. In meiner Familie ist „Anders“ nichts Schlechtes, es gehört dazu. Mein Opa war mit uns in den Bergen, meine Tante ist grade im Urlaub und
mein Cousin lacht bei 60er Witzen am dreckigsten. Wir leben. Lasst euch nicht
aufhalten von dem was euch andere sagen, niemals.
Mögt euch selbst ein bisschen mehr. Ihr seid gut so.
Ihr müsst keinen
unrealistischen Standards genügen. Das ist ein Rennen, das man nicht gewinnen kann.
Gebt Menschen die
Chance sie selbst zu sein, mit allem was sie sind. Reduziert sie nicht auf ein
Detail.
Und wenn wir dann
wieder über Besonderheiten reden
dann über das was wirklich zählt.
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